Wenige Tage vor der Bundestagswahl versuchen die politischen Parteien, mit ihren Argumenten pro und kontra die Herabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahre zu punkten. Während darüber nach wie vor heftig gestritten wird, können Schülerinnen und Schüler am Hochwald-Gymnasium (HWG) in Wadern jetzt schon sogar mit 15 wählen. Grundlage dafür ist die Tatsache, dass sich die Schule an dem bundesweiten Projekt „Juniorwahl“ beteiligt – als eine von insgesamt 40 Schulen im Saarland. Dabei wird den Teilnehmern vermittelt, wie die kommende Bundestagswahl abläuft, und zwar so realitätsnah wie möglich.

Politiklehrer Edwin Didas und die Schülerin Kim Serwe aus Braunhausen erläuterten der SZ, wie sie am HWG bereits die möglichen Konsequenzen einer zukünftigen Wahlrechtsreform wie im realen Leben durchspielen. Der Lehrer machte zunächst darauf aufmerksam, dass zum Beispiel der Politik-Leistungskurs 11 bereits zwei Wahlhelfer bestimmt habe: „Diese führen in der Klasse das Wählerverzeichnis und füllen für ihre Mitschülerinnen und Mitschüler die Wahlbenachrichtigungen aus.“ Daraus erführen dann die Jungwähler und Jungwählerinnen, wo und wann sie von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen können. Jetzt, wenige Tage vor der wirklichen Bundestagswahl, öffnen dann am HWG die Wahllokale. Die Schülerin Kim Serwe: „Und auch hier geht es zu wie bei der richtigen Wahl. Nach Übergabe der Wahlbenachrichtigung erhalten wir Jugendlichen von den Wahlhelfern unsere Stimmzettel für den Wahlkreis Saarlouis, in dessen Gebiet sich unser Hochwald-Gymnasium befindet.“

Dann können sie eine Wahlkabine aufsuchen um geheim – wie im wirklichen Leben – ihre Stimmzettel auszufüllen. Besonders spannend gehe es dabei im Wahlkreis Saarlouis bei der Erststimme zu, da hier mit Peter Altmaier und Heiko Maas gleich zwei Bundesminister als Direktkandidaten gegeneinander antreten. Alle Klassen, die Politik als Unterrichtsfach haben, beteiligen sich nach Auskunft von Didas am HWG an diesem Projekt.

Im Vorfeld der Wahl sei natürlich dieses Wahlsystem im Unterricht intensiv besprochen worden. Die Tatsache, dass die Schülerinnen und Schüler hier schon mit 15 selbst wählen dürfen, hat nach seiner Einschätzung dazu geführt, dass eine besonders große Motivation bei der Behandlung des Themas Bundestagswahl im Unterricht festzustellen war.

Serwe freut sich schon auf den kommenden Freitag, wenn vor der „echten“ Bundestagswahl die HWG-Stimmen ausgezählt werden. Das Ergebnis dürfe aber noch nicht bekannt gegeben werden. Es müsse vielmehr erst nach Berlin an die Initiatoren des Projektes Juniorwahl gemeldet werden – und zwar bis 18 Uhr am Freitag. Auch am Tag der Bundestagswahl, 26. September, spiele die Uhrzeit 18 Uhr eine besondere Rolle. Dann schließen wie im richtigen Leben auch in den beteiligten Schulen die Wahllokale. Allerdings stehe bei der Juniorwahl um 18 Uhr das Ergebnis bereits fest und werde ebenfalls erst dann veröffentlicht. Politiklehrer Didas: „Dabei handelt es sich um das Abstimmungsergebnis der bundesweiten Juniorwahl.“

Beide SZ-Gesprächspartner sind schon gespannt zu erfahren, wie die Jungwähler im Vergleich zu den Stimmberechtigten wählen werden. Und die Schülerinnen und Schüler aus Wadern haben gleichzeitig die Gewissheit, dass sie einen kleinen – aber halt ihren – Teil zum bundesweiten Juniorwahlergebnis beigetragen haben.

Viele von ihnen dürften sich dann schon auf die nächste Bundestagswahl freuen, wenn sie in jedem Fall alt genug sein werden, um selber ihr echtes Wahlrecht ausüben dürfen. Serwe fügte noch hinzu: „Durch das Projekt Juniorwahl, beziehungsweise unsere Arbeit damit, ist mein persönliches Interesse an einer solchen richtigen Bundestagswahl erst richtig gewachsen.“

(Saarbrücker Zeitung)