Das Thema Europa wird am Hochwald-Gymnasium großgeschrieben. Deshalb ist es gute Tradition, dass im zeitli- chen Zusammenhang mit dem Europatag Oberstufenschüler des HWG die Gelegenheit be- kommen, mit Europapolitikern zu diskutieren.

Diesmal waren zwei Landtagsabgeordnete der Einladung der Schule gefolgt, die in ihren Fraktionen das Thema Europa vertreten: Roland Theis von der CDU und Pascal Arweiler von der SPD.

Die Schüler der Klassenstufe 11 hörten von beiden Politikern ein klares Bekenntnis zu Europa und auch klare Statements zu aktuellen politischen The- men der Europapolitik. Zunächst standen der Ukraine- krieg und seine Folgen im Mittelpunkt.

Zur Frage eines Schülers, ob es realistisch sei, bald „Vereinigte Staaten von Europa“ als Bundesstaat zu haben, äußerten beide Politiker, dass sie dies kurzfristig für nicht umsetzbar hielten. Theis erklärte dies zu einer „Glaubensfrage“, die zur Zeit keine Mehrheit habe.

Beide Abgeordneten waren sich aber einige, dass dies ein langfristiges Ziel für die EU sein müsse. In diesem Zusammenhang kam auch die Frage auf, ob die Menschen in Europa sich in erster Linie als Bürger ihrer Staaten oder als Europäer sähen. Arweiler bezeichnete sich selbst als „stolzen Europäer“. Eine Umfrage unter den Schülern zeigte aber, dass die Mehrheit sich in erster Linie immer noch als Deutsche fühlen und die europäische Identität noch nicht an erster Stelle steht – auch wenn einige der Anwesenden angaben, sie sähen sich vorrangig als Europäer.

„Wenn wir das, was wir für selbstverständlich halten, behalten wollen, müssen wir uns dafür einsetzen!“ Mit diesem State- ment forderte der Landtagsabgeord- nete Roland Theis die Schülerinnen und Schüler des Hochwald-Gymna- siums Wadern dazu auf, sich für die europäischen Werte zu engagieren. Vor allem forderte er sie dazu auf, sich nach dem Abitur auch im Aus- land aufzuhalten und dort zum Beispiel einen Freiwilligendienst oder Auslandssemester zu absolvieren. Denn: „Wir brauchen die Lust darauf, die anderen Länder zu verstehen.“ Und dazu, so Theis, müssen wir dort leben und die Menschen und Gesellschaften dort kennenlernen.
Roland Theis war noch bis vor kurzem Staatssekretär im Finanzministerium und dort für Europafragen und Justiz zuständig. Nach dem Regierungswechsel bearbeitet er das Thema Europa für die CDU- Landtagsfraktion. Schulleiterin Elke Derdouk zeigte sich in ihrer Begrüßung erfreut darüber, dass er der Einladung ans HWG gefolgt war, um mit den Schülerinnen und Schülern der Klassenstufe 11 aktuelle europapolitischen Fragen zu diskutieren. In dieser Klassenstufe gibt es am HWG vier Politikkurse und auch aufgrund der zahlreichen Europa-Aktivitäten der Schule stieß er auf eine große Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler zur Diskussion.
Als Diskussionsformat hatte die Schule sich für eine Fishbowldiskussion entschieden, bei der die Fragesteller auf die Bühne gehen und dort direkt mit Roland Theis diskutieren konnten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Laetitia Sauer und Niels Hassler, beide aus der Klassenstufe 12 und Teilnehmer am bundesweiten Projekt „Modell Europaparlament“. Zunächst ging es um die Bedeu- tung des Ukraine-Krieges für Euro- pa. Der Krieg habe gezeigt: „Wer nicht für die eigene Sicherheit sorgt, wird erpressbar.“ Deshalb findet Theis die Investitionen in die Ver- teidigung in Deutschland richtig, betonte aber auch, dass Europa eine stärkere Koordinierung seiner Verteidigungspolitik benötige, auch wenn er eine integrierte europäische Armee zur Zeit für nicht umsetzbar hält. Im Hinblick auf die steigende Gefahr des Rechtspopulismus und der damit einhergehenden Ableh- nung der EU formulierte Theis seine eingangs erwähnte Aufforderung zu mehr europäischem Engagement. 

Auch die Frage der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie wurde in der Diskussion angeschnitten. Theis plädierte auch hier für europäische Lösungen und wies darauf hin, dass die EU mit der gemeinsamen Bestellung und Verteilung von Impfstoffen sowie der gemeinsamen Schuldenaufnahme zur Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen zwei bedeutsame Schritte getan habe. Er hielt es auch für wichtig, dass in Hochphasen der Pandemie Krankenhausbetten grenzüberschreitend belegt worden waren.

Am Ende der Veranstaltung stellten die HWG-Schülerinnen und Schüler auch noch Fragen zum Regierungswechsel im Saarland. Theis bezeichnete das Ergebnis als schmerzhafte Niederlage für seine Partei, betonte aber auch: „In einer Demokratie gehört der Wechsel dazu!“ Er selbst wolle in der Opposition dafür kämpfen, dass seine Partei bei der nächsten Wahl von diesem demokratischen Prinzip wieder profitieren könne. Theis zeigte sich beeindruckt von der hohen Sachkenntnis der HWG ́ler bei der Diskussion. Auch für die Schülerinnen und Schüler war es eine gute Erfahrung, mit einem Kenner der Europapolitik aktuelle europäische Fragen zu diskutieren.

(Saarbrücker Zeitung)